Wie auch bei der Kamera gibt es Stative in unterschiedlichsten Ausführungen. Für jedes Bedürfnis, für jeden Bereich und nahezu in jeder Preiskategorie gibt es Stative. Jeder Fotograf / jede Fotografin hat ihre eignen Bedürfnisse. Deshalb gibt es nicht DAS eine Stativ für Food Fotografie. Dazu kommt, dass zu einem Stativ auch immer ein Stativkopf gehört. Auch hier gibt es für verschiedene Bedürfnisse unterschiedliche Lösungen. Bevor du dich für ein Stativ entscheidest, solltest du dir deshalb Gedanken machen, was deine Bedürfnisse sind und natürlich wie hoch dein Budget ist. Hier schon mal ein kleiner Hinweis: Oft sind die Stativköpfe nochmal genauso teuer, wie das Stativ selbst.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es sich lohnt, hier etwas mehr Geld auszugeben. Ein gutes Stativ kannst du dein ganzes Leben lang benutzen. Denn im Gegensatz zur Kameratechnik, verändert sich bei einem Stativ über die Jahre nicht so viel. Natürlich wird immer wieder etwas verbessert und neue Modelle auf den Markt gebracht, aber meist mit so geringen Veränderungen, dass eine Neuanschaffung unnötig ist. Ganz im Gegenteil zu deiner Kamera. Ich würde am Anfang lieber ein wenig an der Kamera sparen, denn du kannst mit so gut wie jeder Kamera gute Fotos machen, und dafür mehr Geld für ein Stativ ausgeben.
Wenn du dir noch unsicher bist, ob ein Stativ für Food Fotografie sinnvoll ist, empfehle ich dir diesen Artikel:
Warum ein Stativ für Food Fotografie sinnvoll ist
Stativ für Food Fotografie – drei wichtige Kriterien
Stabilität
Stabilität ist wohl der wichtigste Punkt beim Kauf eines Stativs für Food Fotografie. Schließlich soll deine Kamera mit Objektiv sicher auf dem Stativ sitzen. Keiner möchte, dass die Kamera während dem Fotoshooting umfällt – sicherlich die Horrorvorstellung eines jeden Fotografen:in. Jedes Stativ verfügt über eine gewisse Tragkraft. Die kannst du in den Spezifikationen deines Stativs nachlesen.
Deine Kamera + Objektiv sollte diese nicht überschreiten, sonst droht das Stativ zu kippen. Wenn du ernsthaftes Interesse an Food Fotografie hast, wird sich dein Equipment mit der Zeit erweitern. Du wirst dir vermutlich irgendwann ein weiteres Objektiv und eventuell eine neue, schwerere Kamera zulegen. Ärgerlich, wenn du dir dann auch gleich ein neues Stativ zulegen musst, weil die Tragkraft deines alten Stativs nicht mehr ausreicht.
Achtung: Bedenke auch das Gewicht und die Tragkraft von deinem Stativkopf. Die kannst du ebenfalls in den Spezifikationen nachlesen und oft hat der Stativkopf etwas weniger Tragkraft als das Stativ selbst. Der Kopf wird zwar bei 1-2 kg mehr nicht abfallen, aber gerade, wenn du z.B. bei schlechten Lichtverhältnissen eine hohe Belichtungszeit wählen musst, können kleine Erschütterungen zu unscharfen Ergebnissen führen.
Höhe:
Die Höhe eines Stativs wird oft unterschätzt. Gerade wenn du etwas größer bist, wirst du mit vielen Stativen Probleme haben, wenn du auf Augenhöhe fotografieren möchtest. Bei einer maximalen Stativhöhe von 1,63m müssen sich viele Fotografen bücken, um durch den Sucher zu schauen. Das ist nicht nur unbequem, sondern auch sehr hinderlich, wenn du Overhead fotografieren, also Fotos aus der Vogelperspektive machen möchtest. Zum einen reicht die Höhe nicht aus, um das Stativ auf den Boden zu stellen und gleichzeitig overhead auf einem Tisch zu fotografieren. Du hast dann die Wahl zwischen: Auf dem Boden fotografieren oder: Das Stativ auf den Tisch stellen. Bei letzterem muss dein Tisch breit genug sein, damit alle drei Beine darauf Platz haben.
Zum anderen passiert es schnell, dass die Füße auf dem Bild zu sehen sind. Wenn du beispielsweise einen gedeckten Tisch mit mehr als einem Teller fotografieren möchtest, benötigst du eine kleinere Brennweite. Die kleine Brennweite bewirkt, dass du mehr von deinem Setup aufs Bild bekommst. Bei Stativen mit geringer Höhe sind dann schnell auch die Füße vom Stativ mit auf dem Bild.
Übrigens: Die Mittelsäule solltest du nur in Ausnahmefällen benutzen, um deine Kamera höher zu schrauben. Mit jedem Zentimeter büßt du sonst an Stabilität ein.
Stativkopf
Zu einem Stativ gehört auch immer ein Stativkopf. Dabei gilt das Gleiche, wie auch beim Stativ selbst. Es kommt auf deine Bedürfnisse an. Gehörst du eher zu denen, die es gerne ganz präzise haben oder möchtest du lieber etwas mehr Bequemlichkeit. Benutzt du dein Stativ nur zum Fotografieren, oder auch zum Filmen? Welcher Stativkopf für dich der Richtige ist, und welche ich empfehlen kann, erfährst du nächste Woche.
Weitere Kriterien beim Stativkauf:
Das richtige Stativ für Food Fotografie finden
Stativempfehlung für Food Fotografie
Noch kurz vorab: Ich empfehle nur Stative bzw. Marken die ich selbst getestet habe und von denen ich überzeugt bin. Es gibt aber natürlich noch viel mehr in gleicher Qualität auf dem Markt die ich noch nicht getestet habe.
Ich kann euch generell empfehlen, bevor ihr viel Geld investiert: Probiert ein Stativ vorher aus. Es gibt in jeder größeren Stadt Anbieter, bei denen ihr Kameraequipment ausleihen und ausprobieren könnt. Das erspart euch den ein oder anderen Fehlkauf.
Jetzt aber zu den Stativen, die ich getestet habe und empfehlen kann.
Günstiges Kamerastativ für 150 €:
Neewer Kamera Stativ mit drehbarer Mittelsäule *
Dieses Stativ würde ich nur kaufen, wenn du ausprobieren möchtest, ob fotografieren mit Stativ für dich dauerhaft in Frage kommt. Oder wenn du nur ab und zu mal ein Stativ brauchst, weil du für dein Restaurant neue Bilder brauchst. Bei dem Preis (aktuell 150€) kannst du nicht allzu viel falsch machen und es verfügt über all die nötigen Funktionen, die für Food Fotografie wichtig sind. Ganz besonders die umlegbare Mittelsäule, mit der du Fotos aus der Vogelperspektive machen kannst, sind ein großartiges Feature. Diese Funktion hat meine komplette Food Fotografie verändert.
Die Möglichkeit zu haben, „overhead“ zu fotografieren und dabei die Hände frei zu haben, um das Set via Liveview aufzubauen, war für mich der ausschlaggebende Punkt, mit Stativ zu fotografieren. Ein Stativ in dieser Preiskategorie hat aber natürlich auch ein paar Nachteile. Der Größte: die Stabilität. Wie oben beschrieben, ist die Stabilität ein wichtiger Punkt in Sachen Stativkauf. Deshalb eignet sich meiner Meinung nach dieses Stativ nicht für einen dauerhaften Einsatz. Zudem ist es in der Handhabung wenig komfortabel, die maximale Höhe nicht hoch genug und die Einstellungen wenig präzise.
Kamerastativ für 170 bzw. 300 €
Wenn mich jemand nach einem Stativ für Foodfotografie fragt, dann empfehle ich in der Regel dieses. Es ist für den Einstieg perfekt, weil du auch hier das Fotografieren im 90 Grad Winkel testen kannst. Außerdem ist es wesentlich komfortabler und stabiler als die günstigere Variante. Ich selbst benutze das Stativ immer noch gerne, gerade für Fotoshootings beim Kunden vor Ort. Das Stativ ist ein guter Kompromiss aus Stabilität und Gewicht. Es ist nicht so stabil, dass es sich für ein Studio eignet und auch die Höhe reicht nicht aus, um problemlos overhead auf einem Tisch zu fotografieren.
Dafür kann man es gut verstauen und mitnehmen. Wenn du in deiner Küche fotografierst und dein Stativ häufig auf- und abbauen musst, kannst du mit diesem Modell nicht viel falsch machen. Der Preis ist ähnlich wie beim günstigen Modell, allerdings wird dieses Stativ ohne Stativkopf geliefert. Diesen musst du separat kaufen und dann kommst du, je nach Modell, auf etwa 300 €. Aber ich kann dir sagen: Die Investition lohnt sich. Sowohl Stativkopf als auch Stativ kannst du viele Jahre benutzen und auch für andere Zwecke z.B. für Lichtquellen, Hintergründe, etc. verwenden.
Noch ein Tipp: Ein Sandsack zum Beschweren für einen besseren Stand ist eine super Ergänzung für dieses Stativ.
Profikamerastativ für 450 €
Die beiden oberen Empfehlungen sind toll, um die Arbeit mit einem Stativ auszuprobieren. Du kannst dabei gut herausfinden, was dir persönlich wichtig ist und wie oft du ein Stativ für deine Food Fotografie benutzt. Wenn du dir jedoch sicher bist, dass du ohne Stativ nicht mehr fotografieren möchtest und du in die professionelle Food Fotografie einsteigen möchtest, dann empfehle ich dir ein Stativ für die Ewigkeit. Das Manfrotto Triaut MA08B. * Der Porsche unter den Kamerastativen. Aber zurecht. Hier liegen Welten zwischen den günstigeren Modellen und diesem Giganten. Das erste was einem bei diesem Stativ auffällt: die Höhe!
Hiermit kannst du problemlos auf deinem Tisch aus der Vogelperspektive fotografieren – keine Füße, die den Bildausschnitt stören, kein Verwackeln. Das Teil steht fest auf dem Boden und wahrscheinlich hast du eher einen blauen Zeh, als dass du das Stativ umwirfst. Die Beine sind mit einem Klick auf Augenhöhe ausgefahren und lassen sich auf das Doppelte ausfahren. Bei voller Höhe brauche ich eine Leiter, um durch den Sucher zu schauen. Die Höhe bringt auch einiges an Gewicht mit, was wiederum zum Vorteil hat, dass auch die Tragfähigkeit um einiges höher ist als bei den anderen beiden Modellen. Dieses Stativ lässt keine Wünsche offen und ist ein treuer Begleiter fürs ganze Leben.
Warum ich trotzdem meistens zum mittleren Modell rate?
Wer gerade erst mit Food Fotografie beginnt oder sich noch ausprobiert, verfügt in der Regel nicht über ein eigenes Studio. Selbst viele professionelle Food Fotografen haben zu Hause in der Küche ihr Setup. Und dafür ist das letztere Modell oft zu groß. Zumindest in unserer Küche könnte man dann keinen Schritt mehr machen, ohne irgendwas anzurempeln. Auch für ein Shooting beim Kunden vor Ort ist dieser Gigant meist unpraktisch, da er viel Platz beansprucht.
Wie du siehst, es gibt viele Kriterien, die beim Kauf von einem Stativ eine Rolle spielen. Deshalb gibt es nicht die eine Empfehlung für jedermann. Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Tipps und Erfahrungen helfen das richtige Stativ für deine Food Fotografie zu finden.
Für mehr Tipps uns Inspiration folge mir auf Pinterest: @shootthefood