Ein Stativ für Food Fotografie? Braucht man das? Meine klare Antwort: Ja!
In der Landschaftsfotografie ist es nicht mehr wegzudenken und auch im Stilllife Bereich gehört ein Stativ zur Standardausrüstung einfach dazu. Warum du für deine Food Fotografie nicht auf ein Stativ verzichten solltest, das erkläre ich dir in den nächsten Absätzen.
Kreativität
Einer der Gründe, warum man im Bereich Food Fotografie auf ein Stativ verzichtet, ist die Annahme, man könnte mit einem Stativ nicht so flexibel und kreativ sein. Aus der Hand ist es schneller geschossen und man kann viele verschiedene Kamerawinkel ausprobieren. Tatsächlich verhilft dir ein Stativ aber genau dazu: zu mehr Kreativität. Sobald du die Kamera auf dem Stativ platziert hast, kannst du sie mit deinem Laptop verbinden. Vom Laptop aus kannst du dann live beobachten, wie sich dein Set verändert.
Du kannst Teller, Tassen und co. so lange hin und her schieben, bis du das perfekte Ergebnis auf dem Bildschirm siehst. Der Kamerawinkel bleibt dabei unverändert. Dadurch, dass deine Kamera an einer fixen Position steht, kannst du das Beste aus deiner Komposition rausholen und ganz in Ruhe bis auf den Zentimeter genau alles perfekt in Position bringen. Dabei siehst du live, wie sich dein Bild verändert. Ein Stativ schenkt dir also Kreativität, statt sie dir zu nehmen.
Verschlusszeit
Die Verschlusszeit beschreibt die Zeit, die der Verschluss beim Aufnehmen eines Bildes geöffnet bleibt. In dieser Zeit gelangt Licht zum Sensor der Kamera. Umso länger die Verschlusszeit ist, umso mehr Licht kann in die Kamera gelangen. Die Verschlusszeit wird in Bruchteilen bzw. Vielfachen einer Sekunde angezeigt. Zum Beispiel 1/80 = 1ne 80stel Sekunde und 2“ = 2 Sekunden.
Je nach Tages- und Jahreszeit variieren die Lichtverhältnisse. Wenn du mit natürlichem Licht fotografierst, kann es vorkommen, dass du die Belichtung deines Bildes erhöhen musst. Dafür gibt es drei Möglichkeiten:
- Eine Vergrößerung der Blende
- ISO-Wert erhöhen
- Verschlusszeit verlangsamen
Die Verschlusszeit ist die einzige der drei Optionen, die keinen Einfluss auf die Gestaltung deines Bildes nimmt. Während die Blende für mehr oder weniger Unschärfe im Hintergrund sorgt, bewirkt eine Erhöhung des ISO-Wertes, dass dein Bild irgendwann anfängt zu Rauschen. Das ist erstmal nichts Schlimmes, ist aber vielleicht von dir gar nicht gewollt und passt nicht zum angestrebten Bildlook. Deshalb ist in solchen Situationen eine Verlangsamung der Verschlusszeit oft die beste Möglichkeit. Das einzige Problem dabei ist, dass ab einem bestimmten Wert (etwa bei 1/60 Sekunde) deine Bilder verwackeln, wenn du sie aus der Hand fotografierst. Selbst kleine Bewegungen führen dazu, dass dein Bild unscharf wird. Und hier kann ein Stativ Abhilfe schaffen. Mit Hilfe eines Stativs kannst du viel längere Verschlusszeiten wählen, ohne Angst haben zu müssen, dass dein Bild verwackelt. Dadurch bist du viel flexibler in deinem Tagesablauf – denn auch am späten Nachmittag erzielst du selbst im Winter mit einem Stativ noch gestochen scharfe Bilder.
Freie Hände
Rezept zum Bild: Kürbissuppe mit Kokosmilch
Wenn die Kamera auf dem Stativ steht, hast du automatisch die Hände frei. Und das kannst du nutzen. So hast du z.B. die Möglichkeit deine Hände mit ins Bild zu integrieren. Das kannst du nutzen um z.B. einen Teller zu halten, mit den Löffel die Suppe umzurühren oder Puderzucker über den Kuchen zu streuen.
Das gibt deinen Bildern nochmal einen ganz anderen Look und dafür brauchst du niemanden, der für dich die Kamera hält. Du brauchst nur ein Stativ und eventuell einen Fernauslöser.
Manueller Fokus
Ich habe viele Jahre fast ausschließlich mit den Autofokus fotografiert. Dabei habe ich mich immer gefragt, warum die Bilder der anderen trotz gleichem Equipment schärfer aussehen als meine. Ich hatte schon einen Fehler bei der Kamera oder dem Objektiv vermutet, bis mir jemand nahegelegt hat, mit manuellem Fokus zu fotografieren. Denn mit manuellem Fokus hast du die Möglichkeit auf den Millimeter genau zu bestimmen, welcher Bereich scharf aufgenommen werden soll und nicht, wo ungefähr es scharf sein soll.
Wenn du aus der Hand fotografierst, kann das ziemlich mühsam sein. Sobald du dich auch nur ein bisschen bewegst, musst du den Fokus wieder neu einstellen. Wenn aber die Kamera fest auf dem Stativ sitzt, stellst du den Fokus einmal ein und kannst sogar am Bildschirm nochmal extra rein zoomen, um nochmal alles genau zu überprüfen. Das hat bei mir einen riesigen Unterschied gemacht!
Rückenschonend
Ein Stativ kann dir viel Arbeit abnehmen. Und viel Gewicht. Nicht selten werden Food Fotos aus der Vogelperspektive geschossen. Du kennst sie bestimmt: Die Behind-the-Scenes Fotos wo die Fotografin mit der Kamera auf dem Tisch steht und sich unbequem auf Zehenspitzen über das Essen beugt um eine schöne Aufnahme von oben zu machen.
Das kannst du dir sparen – mit dem richtigen Stativ hat das endlich ein Ende und du kannst ganz rückenfreundlich auf dem Boden stehen und via Fernauslöser dein Foto schießen.
Wie du siehst, ein Stativ für Food Fotografie ist unerlässlich. Es hilft dir dich kreativ auszutoben, unterstützt dich dabei superscharfe Bilder zu fotografieren und deinen Rücken zu entlasten. Also spare lieber an der Kamera, denn da macht es oft keinen allzu großen Unterschied, welches Modell du verwendest, und investiere stattdessen lieber in ein gutes Stativ.
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